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1. Das Mittelalter - S. 171

1893 - Leipzig : Dürr
— 171 — sich endlich entschließen, den Sturm durch mildere Maßregeln zu be- sd)wichtigeu. Der Papst versprach nach längerem Sträuben, ein neues Konzil zusammen zu berufen, es wurde 1431 in Basel eröffnet. Prokop der Große erschien selbst und stellte seine Forderungen. Wenn diese aud) nicht alle in Erfüllung gingen, so wurde den Hnsiten doch der Kelch beim Abendmahle und die freie Predigt in der Landessprache zugestanden. Die Kalixtiner gaben sich zufrieden, damit war viel gewonnen. Sie kehrten ihre Waffen nun gegen die Taboriten und schlugen sie bei Böhmisch-Brod so, daß sie Hinsort vom Kriegsschauplätze abtreten mußten. Im Jahre 1436 hielt der König seinen Einzug in Prag. Als Sigmund Herr von Böhmen geworden war, verlor er bald das Interesse an den Angelegenheiten des Reichs. Er hatte schlimme Erfahrungen gemacht. Wie hatte er sich bemüht, das Konzil zu Konstanz nach seinem Willen zu lenken, und wie wenig hatte er erreicht! Die Kircheureform, die er so sehr wünschte, war an dem Widerstände der romanischen Völker gescheitert, und die Untersuchung der böhmischen Neuerungen hatte ihm nur einen schweren Krieg eingetragen, bei dem ihn das Reich im Stich ließ. Zum Trost und als eine kleine Entschädigung sür so viel Enttäuschung hatte er sich noch die Kaiserkrone in Rom geholt, 1433. Nun versuchte er es noch einmal, dem Reiche unter Mithilfe der Fürsten eine Verfassung zu geben; als auch dies mißlang, zog er sid) nach Böhmen zurück. Er starb 1437. 2. Laöslurgische Kaiser. 1. Albrecht Ii. (1438—1439). Nach Sigmunds Tode vereinigte Herzog Albrecht von Östreich die habsburgischen und luxemburgischen Länder in einer Hand. Da blieb denn nun freilich den Kurfürsten keine Wahl, sie hatten nur zu bestätigen, daß kein anderer König sein könne, als der mächtigste der Fürsten, und auch der Kaisertitel brauchte nicht erst in Rom erworben zu werden. Albrecht Ii. war ein willensstarker, thatkräftiger Mann, allein es war ihm nicht bestimmt, die Geschicke des Reiches zu leiten! schon nach l1/2 Jahren sank er, 42 Jahre alt, ins Grab; in Ungarn,' wohin er gegangen war, um die Türken zu vertreiben, ergriff ihn die Ruhr und er erlag der Krankheit im Jahre 1439. Pfalz, Geschichte. Ii.

2. Das Mittelalter - S. 168

1893 - Leipzig : Dürr
— 168 — und Bilderdienst, ja selbst die Verwandlung des Brotes und Weines in das Fleisch und Blut Christi bei dem Abendmahle mit den Worten der heiligen Schrift in Widerspruch ständen. Er fand nicht nur unter den Professoren an der Universität, denen die Verweltlichung der Kirche, sowie das anstößige Leben vieler Mönche und Weltgeistlichen ein Greuel war, sondern auch bei den armen czechischen Bauern und Handwerkern Anhänger genug. Da die deutschen Grundbesitzer und Großkaufleute an der alten Rechtgläubigkeit festhielten, so lag in dieser resormatorischen Bewegung zugleich ein nationaler Gegensatz. Der religiöse Eifer verband sich mit einem Haffe gegen die Deutschen. Die nächste Folge war, daß an der Universität ein Zerwürfnis zwischen den beiden Völkerschaften ausbrach, und daß die deutschen Studenten mit ihren Professoren Prag verließen. Sie wandten sich nach Leipzig, Markgraf Friedrich der Streitbare nahm sie auf und gründete hier im Mai 1409 eine Universität, die bald weithin berühmt wurde. König Wenzel war der kirchlich-nationalen Bewegung in seiner Hauptstadt nicht abgeneigt, Hns als Beichtvater der Königin blieb mit dem Hofe in naher Verbindung. Erst als von Rom aus der Bann über Hus verhängt wurde, mußte dieser die Stadt meiden; ihm gewährte ein adliger Gönner auf der Burg Austie ein Unterkommen. Es lag Sigmund am Herzen, alle diese Streitigkeiten zu schlichten, und nicht eher ruhte er, als bis in Kostnitz (Konstanz) am Bodensee ein Konzil (eine Kirchenversammlung) eröffnet wurde. Dieses große Konzil hat vier Jahre gewährt, von 1414—1418. Es sollte drei Sachen erledigen: das Schisma beseitigen, die Kirche an Haupt und Gliedern reformieren und die Wicleffchen Irrlehren ausrotten. Damit es ganz freie Hand habe, wurde es für die höchste Autorität in kirchlichen Dingen erklärt, es sollte über dem Papste stehen. Die Beteiligung an der Versammlung war eine außerordentlich große, über 500 geistliche und gegen 300 weltliche Fürsten und Herren waren zugegen, 37 Universitäten hatten ihre Vertreter gesandt, mit dem Gefolge stieg die Zahl der Fremden, die sich in der kleinen Stadt zusammendrängten, zuweilen auf 72 000, an Gauklern und anderem fahrenden Volke war auch kein Mangel. Zuerst sollten alle drei Päpste ihrer Würde entsagen, nur einer that es freiwillig, die anderen beiden mußten dazu gezwungen werden. Die Erneuerung der Einrichtungen fchritt trotz vieler Beratungen nicht vorwärts, vielmehr erwählte die Versammlung, gedrängt von den Italienern, Spaniern und Franzosen, vor. dem Abschluß des Reformationswerkes einen neuen Papst, Martin V Dieser lehnte jedes tiefere Eingehen auf die Übelstände im kirchlichen

3. Das Mittelalter - S. 170

1893 - Leipzig : Dürr
— 170 — Mit fester Hand stellte Friedrich (I.) die Ordnung her, und dabei versäumte er es nicht, seinem schwerbedrängten königlichen Freunde in dem Husiteukriege treu zur Seite zu stehen. Der Aufruhr hatte sich nämlich in einigen Jahren zu einem großen Kriege entwickelt. Zwar gab es unter den Husiteu eine gemäßigte Partei, die nicht eine vollständige Umwandlung der Kirche, sondern nur den Gebrauch des Kelches bei dem Abendmahle verlangte. Man nannte sie Calixtiner (Kelchner) Aber mehr als diese vermochte die Partei der ungestümen Eiferer, die sich vom Papste und der herrschsüchtigen Geistlichkeit lossagten und der Werkheiligkeit die Kraft des Glaubens entgegensetzten. Sie hatten um das Schloß Austie das Städtchen Tabor gegründet und nannten sich nach diesem Taboriten. Ihr Anführer war Johann Zizka, ein fanatischer Mann, der mit Feuer und Schwert die Duldung der husitifcheu Lehren erzwingen wollte. In der Schlacht bei Deutsch-Brod brachte er 1422 dem königlichen Heere eine schwere Niederlage bei. Vergebens wandte sich Sigmund an das Reich, weder Steuern noch Truppen konnte er bekommen, denn alle Stände hatten nichts im Auge als ihren eigenen kleinen Vorteil. Die Städte verweigerten die Geldbeiträge, die Fürsten schoben die Schuld auf die Städter und waren so mißtrauisch gegeneinander, daß sie lieber nichts thun, als sich ein kleines Opfer auferlegen wollten. Nur aus sein eigenes Heer und auf feine Freunde war der König angewiesen. Zu diesen Freunden gehörte außer dem neuen Kurfürsten von Brandenburg und dem Herzog Albrecht von Östreich auch der Mark- und Landgraf Friedrich der Streitbare von Wettin. Er hielt treu zu dem König und verteidigte sein Land tapfer gegen die Husiten. Zum Dank dafür verlieh ihm Sigmund 1423 das durch Aussterben der askanifchen Linie erledigte Kurfürstentum Sachsen-Wittenberg. Drei schöne Länder vereinigte nun das Haus Wettin unter seinem Szepter: die Mark Meißen mit den Nebenländern, die Landgrafschaft Thüringen und das Kurfürstentum Sachfen-Witten-berg. Leider wurde der schöne Besitz nach der Sitte der Zeit durch Teilungen immer wieder zerrissen. Die Husiten kamen nicht zur Ruhe. Als Ziska starb, gaben sich die Taboriten in Procop dem Großen und Procop dem Kleinen, nicht weniger wilde und grausame Führer. Jetzt begannen die verheerenden Züge der Husiten in die Nachbarländer, in Ostreich, Ungarn, Sachsen, Schlesien und Franken. Plündernd, sengend und brennend durchzogen sie die Dörfer und Landstädtchen, und so groß war die Furcht vor ihnen, daß auch die mühsam zusammengebrachten Heere beim Anblick der wilden Scharen davon liefen. Zuletzt mußte man

4. Das Mittelalter - S. 167

1893 - Leipzig : Dürr
— 167 — dessen Generalvikar Johann von Pomuk ober Nepomuk in der Molbau zu ertränken. Zuletzt zog er sich fast ganz von den Geschäften zurück, ergab sich der Jagb und dem Truuke und Vertrieb sich die Zeit mit Hunben und Günstlingen nieberer Herkunft. Daburch eittfrembetc er sich Abel und Geistlichkeit, und am Ende dachten auch die Kurfürsten daran, ihm die Krone zu nehmen. Im Jahre 1400 erhoben sie auf dem Kurfürstentage zu Oberlahnstein die nichtige Klage gegen ihn, daß er nichts für das Reich gethan habe, setzten ihn ab und wählten ein Mitglied ihres Kollegiums, Ruprecht von der Pfalz zum Könige. Dazu waren sie nicht berechtigt, und deshalb war es Wenzel nicht zu verdenken, daß er den Kampf um die Krone nicht scheute. Zehn Jahre hat er mit dem Gegenkönige gerungen, dann starb dieser 1410. 10. Sigmund (1410—1437). Die Kurfürsten waren doch nun zu der Überzeugung gekommen, daß der, den sie zum König zu machen beabsichtigten, einem der mächtigsten Fürstenhäuser angehören müsse, wenn er überhaupt Anerkennung finden sollte. Sie wählten daher Sigmund, Wenzels Bruder, der nach dem Tode seines Schwiegervaters Ludwigs des Großen bereits das Erbe seiner Gemahlin angetreten hatte und König von Ungarn geworden war. Freilich alle Kurstimmen vereinigte er nicht auf sich, einige entschieden sich für feinen Vetter Jobst von Mähren, doch dieser sank schon im nächsten Jahre ins Grab. Auch König Wenzel wurde endlich dazu bewogen, seinem Bruder die unfruchtbare römische Königskrone zu überlassen, er starb einige Jahre darauf in Prag (1419). Die Aussichten Sigmunds auf Vermehrung feiner Hausmacht waren sehr gute. Ungarn mit feinen Nebenländern gehörte ihm, Mähren fiel ihm nach Jobsts Tode zu, auch Böhmen nach Wenzels Tode, und feine einzige Tochter — Söhne hatte er nicht — vermählte er mit Herzog Albrecht von Östreich, um den reichen Besitz der Luxemburger und Habsburger zu verschmelzen. Aber in der Reichsregieruug stieß er auf Schwierigkeiten, denen er nicht gewachsen war. Das päpstliche Schisma dauerte noch fort. Auf einem Konzil zu Pisa hatte man beide Päpste verworfen und einen neuen aufgestellt, aber die Abgefetzten bankten nicht ab, und so gab es nun drei Päpste. Zu dieser äußeren kirchlichen Frage kam noch eine innere von höchster Bedeutung. In Böhmen, an der Universität Prag, lehrte ein beredter Theolog, Johann Hus aus Hussynecz, angeregt durch die Schriften des Engländers Johann Wiclef, daß dem Papste nicht die Macht gebühre, die er sich anmaße, daß Ohrenbeichte, Ablaß, Heiligenverehrung

5. Das Mittelalter - S. 169

1893 - Leipzig : Dürr
— 169 — Leben ab und ließ sich von dem Konzil die Vollmacht erteilen, mit den einzelnen Fürsten die äußeren Verhältnisse des Staates zur Kirche durch Konkordate (Übereinkünfte) zu ordnen. Viel entschiedener verfuhr das Konzil mit Hu s. Dieser kam, von Sigmund eingeladen, nach Konstanz, um seine Lehren zu verteidigen. Ein königlicher Schutzbrief gewährte ihm freies Geleit. Aber die Väter des Konzils hielten ihn, wie sehr auch Sigmund dagegen war, gefangen, und da sie ihn nicht zum Widerruf bewegen konnten, so verurteilten sie ihn zum Feuertode. Der König wagte es nicht, im entscheidenden Augenblicke sein verbrieftes Wort zur Geltung zu bringen. Noch an demselben Tage, an einem Maitage des Jahres 1415, erlitt Hus mit großer Standhaftigkeit den qualvollen Tod. Ein Jahr später wurde auch einer seiner eifrigsten Freunde, Hieronymus von Prag, dem Scheiterhaufen überliefert. König Sigmund hätte nicht nachgeben sollen. An den Flammen, die Husens Leib verzehrten, entzündete sich ein furchtbarer Krieg, der Husiten-krieg. Die Böhmen, durch die Verurteilung ihres Reformators auf das höchste gereizt und erbittert, griffen zu den Waffen. In ihrer Glaubenswut waren sie unbesiegbar, und nicht durch die Gewalt ihrer Gegner, nur durch ihre eigne Zwietracht sind sie überwunden worden. Während der Dauer des Konstanzer Konzils vollzog König Sigmund eine Belehnung, die für ihn selbst in den sich bereits ankündigenden schweren Zeiten und in der Folge für ganz Deutschland von der größten Bedeutung werden sollte. Er gab dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg das Kürfürstentnm Brandenburg. Friedrich stammte von der jüngeren Linie der Grasen von Hohenzollern ab, die an der Donau begütert waren; die Stammburg liegt bei dem Städtchen Hechingen. Ein Friedrich aus dieser Linie bekam von Heinrich Vi. die Burggrafschaft zu Nürnberg. Von ihm stammte der Friedrich (Iii.) ab, welcher sich durch treue und thatkräftige Unterstützung den Dank des Königs Rudolf von Habsburg erwarb. Durch Erbschaft und Kauf gewannen die Burggrafen Baireuth, Kulmbach und Ansbach. Friedrich Vi. war es, der das Kurfürstentum Brandenburg übernahm. Er hatte sich schon lange als der vertraute Rat Sigmunds hervorgethan, sich an dessen Hofe aufgehalten und ihm besonders in den verwickelten Angelegenheiten des Konzils große Dienste geleistet. Brandenburg war ihm vom König bestimmt. Schon 1411 hatte dieser ihn zum Landeshauptmann des Kurfürstentums gemacht, 1415 übertrug er es ihm erblich, und am 18. April 1417 erfolgte in Konstanz die Belehnung. Für das verarmte, verwilderte, von trotzigen Adligen, wie den Quitzows arg gedrückte Land war dieser Regierungswechsel eine wahre Wiedergeburt.

6. Das Mittelalter - S. 130

1893 - Leipzig : Dürr
— 130 — Konrad war einer der ersten und heftigsten Jnqnisitionsrichter (Ketzerrichter) in Deutschland. Die Inquisition war ein geistliches Gericht, das den Zweck hatte, die Ketzer, d. H. die von der katholischen Lehre im Glauben Abweichenden aufzuspüren und „auszuforschen", die Schuldigen durch harte Maßregeln in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche zurückzuführen und, wenn dies nicht möglich war, mit dem Feuertode zu bestrafen. Um das Bekenntnis der „Ketzer" zu erzwingen, wandte man die entsetzlichsten Folterqualen an. Dieses schreckliche Gericht stand unter dem Schutze des Papstes selbst und war von Italien und Spanien aus nach Deutschland verpflanzt worden. Zur Erforschung der Wahrheit, ob der Angeklagte schuldig oder unschuldig fei, ließ Konrad von Marburg auch das Gottesurteil zu. Gott selbst sollte durch ein äußeres Zeichen den Urteilsspruch abgeben. Die Angeklagten mußten z. B. mit entblößtem Arme einen Ring aus einem Kessel voll siedenden Wassers heraufholen oder ein Stück glühendes Eisen auf der bloßen Hand eine Strecke weit tragen. Nur wenn sie unverletzt blieben, waren sie unschuldig. Man sollte nun glauben, daß bei diesen „Proben" alle Brandwunden davongetragen hätten und dem entsprechend für schuldig erklärt worden wären. Dies ist jedoch nicht immer der Fall gewesen, ein deutliches Zeichen, daß man Mittel kannte, durch welche die Haut gegen plötzliche Hitze widerstandsfähig gemacht wurde. Man warf die Angeklagten auch mit zusammengebundenen Armen in einen Fluß; wer oben schwamm, galt für schuldig, die Untersinkenden hatten sich von der Schuld „gereinigt". Diese Probe war die des „kalten Wassers." Der Ketzerrichter Konrad von Marburg wandte besonders gern die Probe des „glühenden Eisens" an. Er soll mehr als 10 000 „Überführte" zum Tode verurteilt haben. Das deutsche Volk war empört über diese Ketzergerichte; Konrad, der Anstifter des Unheils, ward von den ergrimmten Bauern erschlagen. Die Inquisition hatte aber noch andere Diener. Neue Mönchsorden waren entstanden, die es sich zur Aufgabe machten, die der Ketzerei Verdächtigen, Männer und Weiber, Hohe und Niedere, zu bekehren oder au die Inquisition auszuliefern. Hierin zeichneten sich besonders die von dem Spanier Dominicus de Gnzmann 1215 in Toulouse geeinten Dominikaner aus. Da sie das Gelübde der Armut vor allem hochhielten und gar kein Eigentum besitzen, sondern nur von Almosen leben wollten, so nannte man ihren Orden einen „Bettelorden". Sie standen nicht unter der Aufsicht und Gerichtsbarkeit eines Bifchofs, sondern gehorchten allein ihren Oberen und dem Papste. Auch konnten sie überall, wohin sie kamen, predigen, Messe lesen, Beichte

7. Unser Vogtland - S. 83

1899 - Leipzig : Dürr
9. pie Deformation in Alanen. — 2 Wriefe Lntßers. Luthers Wort fand auch iu Plauen eine begeisterte Aufnahme. Die ersteu und zugleich thätigsteu Anhänger gewann die Reformation da, wo man eigentlich nur Gegner der neuen Lehre gesucht hätte, im Dominikaner- kloster und im Deutschordenshanse; denn an der Spitze der reformatorischen Bewegung, die Plauens Bewohner ergriff, standen der Dominikanermönch Georg Raute und der Deutschhauskomtur Georg Eulner. Beide studierten Luthers Schriften mit großem Eifer. Eulner benutzte seine einflußreiche Stelluug dazu, die neue Lehre feinen Mitbürgern zu verkünden. Am nach- drücklichsten wirkte aber Raute für die Sache des Evangeliums durch feine Predigten, zu welchen sich die Leute begierig drängten. Seinen Ordens- brüdern war dies freilich ein Greuel, und sie suchten ihn zu unterdrücken. Einige Jahre hielt es Rante aus und blieb im Kloster wohnen, da er sich uicht klar war, ob es recht sei, aus demselben auszutreten. Endlich wandte er sich im Frühjahre 1524 in einem Briefe an den Mann, zu dem so viele in Gewissenssachen ihre Zuflucht nahmen, an den berühmten Doktor Martin Luther in Wittenberg. Er bat ihn um Rat, was er iu seiner traurigen Lage zu thun habe. Luther antwortete alsbald in einem lateinischen Briefe, der in der Übersetzung lautet wie folgt: „An deu ehrwürdigen Bruder in Christo, Georg Randt, Pre- biger in Plauen. Gnade und Friede! Geliebter Bruder. In aller Kürze vernimm von mir, dem Vielbeschäftigten: wenn die Sache so steht, daß Du dort (nämlich im Kloster) nicht frei und sicher das Wort Gottes bekennen und lehren kannst und aber- gläubische Ceremouieu und Messen mitzumachen gezwungen wirst, so ist mein Rat, daß dn lieber von dort weg und dahin gehst, wo du es frei bekennen und nützlich wirken kannst, Deinen Wider- sachern aber es überläßt, wie sie sich verantworten mögen. Wenn Dn aber ohne Verletzung des Gewissens und ohne irgendwie ihre (der Mönche) Vorschriften zu befolgen — was freilich, wie ich glaube, ein unerhörtes Wunder wäre, wenn sie dies duldeten — bleiben kannst, so bleibe in Gottes Namen. Bete für mich! So vielen muß ich einzelner antworten; daher wundere Dich nicht über die Kürze meines Briefes. Ich bin wahrhaft überladen mit all den Büchern und Briefen, die ich zu schreiben habe. Gehab' Dich wohl! Wittenberg, Mittwoch uach Oculi 1524. Martin Luther." Als die Mönche auch jetzt noch alles thaten, Raute das Kloster „zum Orte der Qual" zu machen, entwich er ans demselben und erhielt bald darauf Anstellung als Prediger au der Stadtkirche zu Plauen. Die aber im Kloster geblieben waren, seine Peiniger, sollte nach wenigen Monaten schon die gerechte Strafe treffen. Nach Nantes Austritt fuhren die Dominikanermönche fort, sich auf's hartnäckigste der Einführung und Verbreitung der evangelischen Lehre zu widersetzen. Das Volk war jedoch aufgeklärt worden. Das Terminieren brachte nicht mehr viel ein, ja in Zwickau war es ihnen sogar verboten worden, so daß sie gezwungen

8. Unser Vogtland - S. 84

1899 - Leipzig : Dürr
— 84 — waren, ihre dortige Terminei zu verkaufen. Um ihr Ansehen wieder zu heben, verbreitete,: die schlauen Mönche Erzählungen von allerlei Wundern, welche in ihrem Kloster durch einen längst verstorbenen Prior geschehen sein sollten. Allein dadurch stieg nur der Unwille des Volkes. Am 3. Mai 1525 wurde das Kloster von den erbitterten Bürgern gestürmt. Auf einen Büchsenschuß rückten sie von drei Seiten auf das Kloster an (auf der vierten stieß dasselbe an die Stadtmauer), erbrachen die Pforten mit Gewalt und trieben die noch anwesenden Mönche hinaus. Zu dem Kloster hatten verschiedene Besitzungen und Stiftungen gehört, so die Kloster« oder Mönchsmühle, die spätere Lohmühle am Lohmühlenteich. Es entstand jetzt die Frage, was mit diesen Grundstücken, Zinsen n. s. w. werden sollte. Sie au sich zu reißen, dazu war die städtische Obrigkeit, der Rat, zu ehrlich und gewissenhaft. Man beschloß, sich in der streitigen An- gelegenheit an Luther zu wenden. Der so überlaufene und vielbeschäftigte Mann gab auch hier freundlich Antwort. Das Antwortschreiben Luthers nach Plauen lautet: „An den Rat zu Plauen. Gnad' und Friede in Christo. Ehr- same, weise, liebe Herrn. Auf Euer Schreiben des Klosters halber bei Ench weiß ich nicht anders zu antworten, denn ich zuvor durch öffentlichen Druck habe in solchen Fällen geschrieben, nämlich, wo das Kloster verlassen, habe die Stadt oder Herrschaft einzunehmen und iu guteu Brauch zu nehmen, die Güter aber und Zinsen, wo arme dürftige Erben sind der Stifter, daß man deuselbigeu die läßt fahren und ihnen eines Teiles jetzo loerd (gewährt). Ist derhalben mein Gutdünken, daß Ihr Euch mit dein Adel freund- lich vertraget, ob sie gar oder eines Teiles abtreten wollen von der Stiftung ihrer Eltern (Voreltern) und also zu Gottes Werk anlegen. Solches ist billig und gefällt Gott als eine Frucht der Liebe; die Kleinod aber bleiben, wo die Behausung bleibet. Hier- mit Gott befohlen, Amen. Montags nach Simonis und Judä (28. Okt.) 1525. Martiuus Luther, D." Luthers guten Rat ließ man nicht unbeachtet. Das Klostergut wurde uach und nach verkauft, die Klostergebäude wurden zu bürgerlichen Wohnungen umgewandelt. Die gelösten Kapitalien wurden 1529 dem heute noch be- stehenden Kirchkasten zugeschlagen. Die Reformation nahm nun uach der Aufhebung des Klosters einen ruhigeren Fortgang. Georg Eulner wurde Superintendent und verheiratete sich; das gleiche that Raute, welcher nach dem Tode Eulners als zweiter Plauenscher Superiutendent folgte. . In den nächsten Jahren faßte die neue Lehre im Vogtlande feste Wurzel. Als dann im Jahre 1546 der schmalkaldische Krieg ausbrach, war die Re- formation bereits so tief in das Volk eingedrungen, daß es Kaiser Karl V. nicht gelang, sie wieder auszurotten. 19. Aus der Zeit des schmatkatdifchen Krieges. 1. Am 27. Oktober 1546 hatte Kaiser Karl V. dem Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen die Kurwürde abgesprochen und sie mit dem

9. Geschichte der Reformation - S. XX

1834 - Leipzig : Dürr
Xx Vorrede. wolle ihm seinen alten Glauben rauben und dadurch direkt oder indirekt den Regierungen und Obrigkeiten vorwirft, daß sie dabei stille sitzen? Ist es nicht unverantwortlich, wenn erst Scheibet in Breslau den alten Streit über das Abendmahl erneuerte, und ein Professor i.n Halle sich über die Union, welche im Jahr 1817 ein so frommer und hoch- achtungswerther König von Preußen beförderte, aber nicht aufdrang, jetzt so erklärt: „Man hat mit mensch- licher Kunst meist unerfreulicher Weise parteiisch (??) gegen die Wahrheit unirt, und endlich Wahrheit und Lüge, Reich Gottes und Welt vereinigt;" „man hat zu Luthers Schmach eine modern indifferentisiisch zusammengeschmolzene Kirche gebildet."*) Das ist also der Ehrenname der Kirche, in welcher der wahrhaft religiöse Landesvater und die wür- digsten Lehrer mit Tausenden ihrer Mitchristen andachtsvoll das Liebesmahl feierten? Dabei beruft sich dieser Mann „auf die lutherischen Theologen Heubner, Scheidet u. a. und auf die reformirten, Hengstenberg, Theremin u. a." Sollen denn wirklich die Zeiten zurückkehren, wo die Refor- mirten von den Lutheranern „Seelfresser und Seelmörder" und die Lutheraner „-Fleischfresser und Blutschlucker" ge- schimpft wurden? oder too sie einander aus den Kirchen prügelten? Hat denn der König durch die Union Jndiffe- rentismus begünstigen wollen, oder war es nicht vielmehr sein Wunsch, daß man sich nur an die Worte Christi hal- ten, aber die Erklärung jedes Gewissen überlassen solle, indem man sich darüber noch nie habe vereinigen können, und daß man nur das Hadern darüber beseitigen solle? Heißt das im Geiste christlicher Einigkeit predigen? heißt *) Allgemeine Kircheuzeitung Nr. 61, 1831.

10. Geschichte der Reformation - S. XXIII

1834 - Leipzig : Dürr
Inhaltsverzeichniß. xxm §» 8. Schluß dieses Zeitraums. (Bifchöffe. Bischoff von Rom. Anfang von Verirrungen. Wohlthätige Wirkungen des Chri- stenthums). S. 35 — 38. §■» 9> Zweiter Abschnitt. §, 9. Constantinus der Große. (Sein Charakter — seine Bekehrung — sein Vetter Julian der Ab- trünnige). S. 38—41. §. 10. Fernere Ausbreitung des Christenthums, besonders in Deutschland. (Kaiser Theodosi'us. Morgenländische und Abendländische Kirche. Völkerwanderung. Bischoff Ulphilas. Die alten Deutschen; ein Stamm, die Franken werden Chri- sten). S. 41 — 43. §. 11. Bonifacius. (In Hessen. Die erste christliche Kapelle in Thüringen. Abtei Fulda. Bonifacius Verdienste und Tod). S. 43 — 46. §. 12. Fernere Ausbreitung des Christenthums unter den Sachsen. Karlder Große. (Wettekind. Kaiserkrönung 800. Postillen. Verbreitung der christlichen Religion nach den Norden und in andere Lander). S. 46 — 48. §. 13. Streitigkeiten über die Lehren des Christenthums. (Man drang auf völlige Einheit — Verketzerungen. Streit zwischen Arius und Athanasius. Nicanisches Glaubensbekenntniß —- Streit mit Nestorius; Pelagius und Augustinus? Synoden). S. 48 — 54. §. 14. Die allmähliche Gründung der päpstlichen Macht. (All- mähliges Erheben des Bischoffs in Rom über andere — günstige Umstände. Pipins Schenkung. Jsidorische Schriften. Kai- ser Otto I. Ii. Iii.). S. 54 — 57. §. 15. Papst Gregor Vii. vorher Hildebrand genannt. (Gründer der geistlichen Ucbermacht. Investitur. Kaiser Heinrich Iv. V. Papst Hadrian Iv. Kaiser Friedrich I. — die kaiserliche Macht in Rom hört auf um das Jahr 1200. Kaiser Ludwig der Baier unterliegt. Bannfluch und Interdikt). S. 57 — 62. §, 16. Noch verschiedne Ursachen und Folgen der päpstlichen Herr- schaft. (Aberglaube mit dem Kreuze Christi — Wallfahrten — Reliquien —* überflüssige Festtage — Bilderdienst — Ro- senkranz — Heiligenverehrung — Fegfeuer — Messe — sieben Sacramente — Ohrenbeichte — Ehelosigkeit der Geistlichen —
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